Der Pelikan - Das Wappentier der Jareker

der Pelikan

Von Käthe Stöffler-Wurtz (aus dem Buch: „Noogstopelt“)


Pfarrer Jakob Wallrabenstein schrieb zur Deutung des Sigillums:
Drei Bildchen im Sigillum zu sehen sind: Der blutende Pelikan, wie er nährt sein Kind. Unten aus einem Pflug das Sech und Schar, Als Symbol harter Arbeit fürwahr. Aufopfernde Liebe und harte Arbeit, diese zwei Als Tugenden der Ahnen in erster Reih... Und sie sollen es bleiben Für ewige Zeiten.
Sech und Schar, das Symbol für harte Arbeit. Hart zu arbeiten, dazu waren die Siedler seinerzeit angetreten. Sie waren in die Sielen gegangen, und ihre Nachkommen sind darin geblieben bis auf den heutigen Tag. Auf das Wappentier, den Pelikan als Symbol aufopfernder Liebe, soll hier etwas näher eingegangen werden. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Pelikan ein beliebtes und verbreitetes Wappentier, das auch noch im 19. Jahrhundert anzutreffen ist. Danach geriet er in Vergessenheit. Die Jareker wählten also ein damals häufig vorkommendes Symbol, das allerdings mehr im kirchlich-religiösen Bereich verbreitet war.
In Jarek waren zwei Deutungen des Pelikans als Symbol aufopfernder Liebe im Umlauf. Einmal, er reißt seine Federn aus, um seinen Jungen ein Nest zu bauen; dann, er füttert seine Jungen mit seinem Blut. Wenn man nachzuforschen beginnt, erfährt man, dass es im Laufe der Zeiten noch mehr Deutungen gab. Eine Variation der Sage vom Pelikan, in manchen alten Büchern heißt es auch: der Fabel vom Pelikan, erzählt, dass er sich die Brust aufreiße, um mit seinem Blut die Jungen zu beleben.
Eine andere Wendung sagt: Wenn eine Schlange seine Jungen tötet, so fliegt der Pelikan über das Nest, schlägt seine Flanken, bis er sich verletzt, lässt das Blut auf die toten Jungen tropfen, dass sie wieder zum Leben erwachen. Eine dritte Version: Wenn die Jungen ihre Eltern mit den Flügeln schlagen, töten die Pelikaneltern ihre Jungen. Nach drei Tagen öffnet die Mutter ihre Seite und macht die Jungen durch ihr Blut wieder lebendig. Eine weitere Veränderung verwechselt den Pelikan mit dem Phönix, der sich aus wohlriechenden Kräutern ein Nest baut, sich selbst verbrennt, um am dritten Tage verjüngt wieder aus der Asche zu erstehen.
Alle diese Geschichten waren bis in das Mittelalter hinein Geschichten mit einem moralischen Anspruch, wahrscheinlich wurden sie daher als Fabeln bezeichnet. Als die christliche Deutung dazukam, wurden es heilige Geschichten, die man als Sagen bezeichnete.
Das Hauptaugenmerk galt in den alten Zeiten dem Menschen. Die Schriften befassten sich mit der Bildung, das hieß vor allem der religiösen Bildung. Tiere wurden offenbar weniger genau beobachtet. Dabei hätte man den Pelikan durchaus beobachten können. Er kam damals und kommt heute noch in allen Erdteilen vor. In Europa vor allem in Südosteuropa, wo er gesellig im Schilf nistet. Zur Jagd schwimmen die Tiere in langer Reihe auf flache Ufer zu und treiben die Fische vor sich her. Mit dem mächtigen Schnabel werden die Fische dann aufgenommen und unverdaut in dem Kehlsack unterhalb des Schnabels gesammelt. Am Nest der Jungen würgt dann der Vogel die Fische wieder aus dem Kehlsack heraus, indem er den Schnabel auf die Brust stemmt. Dabei werden die Fische meist verletzt und färben die weißen Federn rot.
Das hat zu der uralten Fabel Veranlassung gegeben, dass der Pelikan sich die Brust aufreiße und seine Jungen mit seinem Blut nähre... einschließlich aller anderen Versionen. Es sind uralte Fabeln, denn der Pelikan ist ein schon lange bekanntes Tier. Abbildungen von Pelikanen auf Einlageplättchen und einem Rollsiegel aus frühmesopotamischer Zeit lassen vermuten, dass dort Pelikane als Opfertiere gehalten wurden.
Aus dem alten Ägypten ist ein Bronzering erhalten, der das bekannte Motiv zeigt: der Pelikan mit blutender Brust über dem Nest der Jungen. Auch bei den Griechen war der Pelikan als Symbol der sich gelöst aufopfernden Vater- oder Mutterliebe bekannt.
Im Mittelalter wurde dann aus dem alten Moralsymbol auch noch ein Symbol für Christus, der sein Blut für das Heil der Welt vergossen hat. Im 18. Jahrhundert wurde der Pelikan meist als Symbol für Christi Tod angesehen. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Kunstwerke bekannt, die den Pelikan auch als christliche Interpretation zeigen: Zeichnungen, Gemälde, Kirchenfenster, Skulpturen, viele aber noch von den antiken Erzählungen ausgehend.
Der Pelikan wurde im 18. Jahrhundert aber auch als Wappentier gewählt, so von unseren Jareker Voreltern.
Die Symbolfigur des Pelikans hat ihre Wirkung auf Jarek nicht verfehlt.