Jareker Schulen und ihre Lehrer


Die  
Jareker  Schulen und ihre Lehrer


von  Inge Morgenthaler


Der erste Lehrer der Gemeinde Jarek
war der Schwabe Emanuel Müller, geboren am 17. Februar 1759 in Rottenacker, Kreis Ehningen. Er war der uneheliche Sohn von Andreas Müller, Bauernknecht aus Weiler, Kreis Göppingen und Dorothea Gemmi. Er kam mit den Ansiedlern und wurde unter Hausnummer 23 angesiedelt. Neben seiner Lehrtätigkeit war er auch noch Bauer und Kirchendiener.


Die Schulpflicht erstreckte sich damals über die Wintermonate und dauerte vom achten bis zum zehnten Lebensjahr. Die ersten Schülerzahlen stammen aus dem Jahr 1818. Damals gab es 132 Schüler. Aber schon drei Jahre später zählte man 207 Schüler. Lehrer Müller starb im Jahr 1827 im Alter von 67 Jahren.

Diese große Zahl von Schülern konnte nicht nur von einem Lehrer unterrichtet werden. Also stellte man einen Hilfslehrer ein, der von Beruf Bauer und Leineweber war. Er hieß Johann Fink und stammte ebenfalls aus dem Württembergischen. Dieser starb 1836 im Alter von 86 Jahren.


Der zweite Lehrer der Gemeinde war Friedrich Jauß, geb.1809 (?!?) auf Gut Wangen, Kreis Göppingen. Bevor er 1824 (?!?) nach Ungarn kam, unterrichtete er in Esslingen und Göppingen Religion, Lesen, Schreiben und Arithmetik, sowie Musik. In Jarek wurde er nach dem Tod von Lehrer Müller 1827 eingestellt. Vorher war er Lehrer in Kucura.

((?!?)  Das kann eigentlich nicht sein, lässt sich aber nicht mehr eindeutig klären, dass Friedrich Jauß im Alter von 15 Jahren nach Ungarn kam, davor schon in Esslingen und Göppingen als Lehrer unterrichtete und dann mit erst 18 Jahren als Lehrer in Jarek eingestellt wurde!?!)

Friedrich Jauß
 war verheiratet mit Elisabeth Huth. Die Kirchengemeinde gab ihm einen “Contract“, in dem seine Bezahlung geregelt war. Neben seiner Lehrtätigkeit musste er auch noch die Aufgaben eines Kantors und Kirchendieners ausüben.



Er erhielt:

1. Von jedem Haus einen viertel Pester Metzen Frucht (20 Liter). (1 Pester Metzen sind 80 Liter),

2. vier Klafter Stroh (für die Heizung),

3. an Gebühren für Taufe, Hochzeit, Beerdigung je 24 Kreuzer und

4. die Erträge von 2 Joch Ackerland vom Gemeindefeld, das er bearbeiten musste.


Im Oktober desselben Jahres ergänzte man sein Gehalt um 10 Pester Metzen Frucht (800 Liter) und 50 Gulden von der Gemeinde. Er musste dafür auch einen Hilfslehrer einstellen.

Lehrer Friedrich Jauß wirkte 21 Jahre in Jarek und floh während der Revolution 1848 aus dem zerstörten Dorf. Bis zu seinem Tod im Jahr 1887 war er danach Lehrer in Sekitsch.


Die zwei ersten Lehrer und der erste Hilfslehrer der Gemeinde Jarek waren also drei Schwaben. Umso erstaunlicher ist es, dass sich während dieser ersten Zeit nach der Ansiedlung im Jahr 1787 der pfälzische Dialekt in Jarek durchsetzte und daher die Jareker Mundart eine Pfälzische ist.


Das erste Schulgebäude wurde mit Hilfe der “Herrschaft“ (Graf Szecheny) erbaut. Es stand an der Stelle der “Heinzschule“ neben der Kirche in der Kreuzgasse, aber nicht direkt an der Straße und das Lehrerhaus hatte man hinten in den Hof gebaut.


Der dritte Lehrer schließlich war Johann Jauß, der Sohn von Friedrich Jauß, geboren im Jahr 1835 in Jarek. Er war mit seinem Vater und der übrigen Familie 1848 während der Revolution aus Jarek geflüchtet und kam nach der “Ausreiß“ 1850 zurück. Das ganze Dorf und wohl auch die Schule waren in Ruinen und so blieb er nur bis 1852. Dann folgte er seinem Vater nach Sekitsch, wo er als Knabenlehrer bis 1871 unterrichtete. Bemerkenswert an Johann Jauß ist sein Lebenswerk, das große Sekitscher Heimatbuch von 1886, das er nach seiner Pensionierung schrieb.


Als vierter Lehrer kam Paul Fabry aus Alt-Futog im Jahr 1853 nach Jarek. Er war “ein geborenes Lehrertalent . . . in seinem inneren und äußeren Leben ein wahrer Volksschullehrer“. Als Imker war er auch weithin bekannt. Im Jahr 1900 suchte er nach 50  Dienstjahren  um seine Pensionierung an, die ihm auch gewährt wurde. Es waren ihm noch 19 Jahre im Ruhestand bei guter Gesundheit vergönnt, bis ihn schließlich eine kurze schwere Krankheit im Jahr 1920 dahinraffte.


Da die Schülerzahl in den Aufbaujahren stark anwuchs, wurde schließlich im Jahr 1859 eine 2. ordentliche Lehrerstelle eingerichtet, die dem fünften Lehrer, Peter Staudt, übertragen wurde. Er kam aus Altker und war bei seinem Amtsantritt 22 Jahre alt. Lehrer Peter Staudt war ein überaus strenger, aber vorzüglicher Lehrer, der auch öfter von den Schulbehörden für seine hervorragende Arbeit Prämien erhielt. Er ging im Jahr 1895 nach 36 Dienstjahren in Pension und übernahm dann die Leitung des neu gegründeten  Postamtes bis zu seinem Tod im Jahr 1902.

Aus einem “Visitationsprotokoll“ von 1874 geht hervor, dass es damals 450 Schüler gab. Neben den zwei ordentlichen Lehrern gab es noch verschiedene  Hilfslehrer, die jeweils die unteren Klassen unterrichteten.

Die Zahl der Schulkinder stieg in den 1860-iger und siebziger Jahren von Jahr zu Jahr. Man hatte inzwischen einen zweiten Schulsaal an das alte Gebäude angebaut, aber das reichte nicht aus. Einen dritten Saal konnte man nicht anbauen, weil das Gelände für den Anbau und die Lehrerwohnungen zu klein war. Die Kirchengemeinde lehnte den Kauf eines neuen Bauplatzes für eine weitere Schule aus Geldmangel ab. Daher beantragte man im Jahr 1866 vom Pfarrgarten und von der Kreuzgasse jeweils ein Stück Land wegzunehmen und auf diesem erweiterten Gelände ein (zweites) Schulgebäude mit zwei Lehrsälen und zwei Lehrerwohnungen zu errichten. Es kostete 3000 Gulden, die durch Umlagen der Gemeindemitglieder und Pachtgeld für die Gemeinde Hutweide erbracht wurde.


Aber schon zwei Jahre später war das neue Gebäude wieder zu klein. Die Kirchengemeinde kaufte jetzt das Haus Nr 113 in der Hauptgasse und stellte provisorisch Franz Böhm für 20 Gulden monatlich als Lehrergehilfen ein.

Auch das neu erworbene Gebäude reichte nicht für die anwachsende Schülerzahl aus, so dass im Jahr 1873 die Kirchengemeinde noch ein weiteres Haus kaufte, das Eckhaus Hauptgasse / Kreuzgasse gegenüber der Kirche. Lehrer Paul Fabry bezog darin ein Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung.


Dies war auch der Anlass, eine dritte volle Lehrerstelle auszuschreiben. Eduard Illgen, Lehrersohn aus Torschau bewarb sich als 6. Lehrer, starb aber schon nach einem Monat an den Blattern (Pocken) im Alter von 26 Jahren. Damals forderte diese gefährliche Infektionskrankheit immer wieder Todesopfer. Auch die Schule musste immer wieder geschlossen werden, zuletzt  von März bis Ostern 1887.



Also stand man wieder vor einer Ausschreibung, die schließlich als siebter Lehrer Ludwig Heinz aus Tscherwenka  gewann. Er war vorher 20 Jahre lang in Katsch tätig gewesen und „ . . . unterrichtete in Jarek noch weitere 20 Jahre die kleinen Schulkinder und erwarb sich durch seinen Fleiß, gewissenhaften Unterricht und durch die sanfte, väterliche Behandlung der Kinder die Liebe und Achtung seiner Gemeinde.“ (a. a. O. S. 158) Er trat nach 44 jähriger Dienstzeit 1884 in den Ruhestand.



Obwohl die Schülerzahl in diesen Jahren sehr groß war, kam es nicht zur Errichtung einer vierten vollen Lehrerstelle. Nach der Pensionierung von Ludwig Heinz folgte Johann Pratscher als achter Lehrer, aber er blieb nur 2 Jahre.  Im gleichen Jahr (1884) folgte Lehrer Julius Staudt, seinem pensionierten Vater Peter Staudt im Amt nach. Er war der neunte Lehrer.


Die Nachfolger von Johann Pratscher blieben jeweils nur wenige Jahre in Jarek, entweder verstarben sie nach kurzer Dienstzeit oder sie wanderten in eine andere Gemeinde ab. Schließlich trat im Jahr 1904 Andreas Wild als vierzehnter Lehrer mit 20 Jahren seinen Dienst an. Er war 1884 in Jarek geboren.


Nach dem Tod von Julius Staudt im Jahr 1905 gab es in schneller Folge noch drei weitere Nachfolger, bis schließlich im Jahr 1908 Lehrer Wilhelm Heinz, der Enkel von Ludwig Heinz als siebzehnter Lehrer in Jarek einstimmig vom  “Schulstuhl“ gewählt wurde.



Ihm folgte im Jahr 1910 schließlich Adam Adolf aus Katsch als achtzehnter Lehrer. Anders als viele ihrer Vorgänger blieben diese drei Lehrer: Andreas Wild, Wilhelm Heinz und Adam Adolf nun im Dorf und der ständige Lehrerwechsel hatte endlich ein Ende. Sie bereicherten durch ihren Dienst und ihr Engagement auch das  kulturelle Leben und das Vereinsleben in der Gemeinde.


Im Jahr 1901 hatte die Kirchengemeinde beschlossen, einen neuen Schulhausbau an Stelle des alten Gebäudes Hauptgasse / Ecke Kreuzgasse zu erstellen. Die Finanzierung erfolgte über den Verkauf des Gebäudes gegenüber (später Nunnenmacher Haus), das der Kirchengemeinde gehörte. Die neue Schule enthielt eine Lehrerwohnung zur Hauptgasse hin gelegen und einen Schulsaal an der Kreuzgasse gegenüber der Kirche. Es war ein imposantes Gebäude. Leider steht es heute (2010) nicht mehr. An seiner Stelle befindet sich ein kleiner Park.


Einige Jahre später, im Jahr 1907, ging man auch an die Umgestaltung und Renovierung der alten Schule in der Kreuzgasse neben der Kirche. Sie kostete 8600 Kronen. Am Ende dieser Bautätigkeiten besaß die Kirchengemeinde drei neue Schulen mit Lehrerwohnungen.

Alle drei Lehrer, Wild, Heinz und Adolf, waren im 1. Weltkrieg eingerückt und während dieser Zeit versuchte die Kirchengemeinde einen notdürftigen Unterricht durch Hilfslehrer zu gewährleisten. Glücklicherweise kamen sie alle drei wieder aus dem Krieg zurück.


Nach der Angliederung der Batschka an Jugoslawien beschloss die Kirchengemeinde die Lehrer aus eigenen Mitteln zu bezahlen um den konfessionellen Charakter und  die deutsche Unterrichtssprache zu bewahren. Aber im Jahr 1921 wurden alle Konfessions- und Privatschulen verstaatlicht und die Schulen samt allem Inventar und allen Unterrichtsmitteln mussten an den Jugoslawischen Staat übergeben werden. Der Staat zahlte bis 1937 keine Miete, seit 1937 aber 800 Dinaren pro Monat für vier Lehrsäle und drei Lehrerwohnungen.


Nach der Verstaatlichung wurden die drei Lehrer  als Staatslehrer übernommen. Sie mussten aber in Belgrad eine “Dienstprüfung“ ablegen um “Staatstreue“ und ihre Sprachkenntnisse zu beweisen. Nachdem bis 1919 Ungarisch als Staatssprache von den Lehrern unterrichtet werden musste, war es jetzt Serbisch. In den so genannten Minderheiten Abteilungen der Schulen gab es pro Woche 3 - 5 Stunden Serbisch Unterricht, die Unterrichtssprache blieb aber Deutsch, außer in Geschichte und Geographie. Die Schulpflicht endete wie bisher nach sechs Jahren.


Im Jahr 1931
wurde auf der nach der Verstaatlichung gegründeten vierten Lehrerstelle wieder eine geborene Jarekerin als zwanzigste Lehrkraft ernannt: Dorothea Morgenthaler. Sie unterrichtete auch die Kinder der umliegenden serbischen Salaschen aus Cenej in deren Muttersprache. Aber schon im Jahr 1935 trat sie aus dem staatlichen Schuldienst aus und wurde durch Sofia Hess, der Frau des Gemeindearztes, Dr. August Hess, ersetzt. Sie war die einundzwanzigste Lehrkraft.

Lehrer Adolf ging im Jahr 1939 in Pension. Auf ihn folgte 1940 Peter Bloser als zweiundzwanzigster Lehrer. Er unterrichtete in der “Bloser Schule“ die unteren Klassen und schaffte es, seine Schüler ohne Prügelstrafe zu erziehen. Die Kinder gingen sehr gerne zu ihm.


Als im gleichen Jahr Lehrer Wild seine Pensionierung einreichte, zog in die “Wild Schule“ Lehrer Franz Greuling mit seiner jungen Familie ein. Peter Bloser und Franz Greuling stammten beide aus Jarek.


1941 besetzten die Ungarn die Batschka. Jetzt wurde Ungarisch Staatssprache und alle Lehrer mussten sie an der Schule ab Klasse 3 unterrichten.
Sofia Hess ging mit ihrem Mann aus Jarek weg. Für sie gab es keinen Nachfolger.


Peter Bloser und Franz Greuling gingen im Jahr 1943 zum Militär. Als Ersatz kam Elisabeth Rückert, eine Deutsche aus Ungarn, die sehr ungarisch eingestellt war. Sie war die letzte Lehrkraft, die nach  Jarek berufen wurde.


Lehrer Wilhelm Heinz war die ganze Zeit “wie ein Fels in der Brandung“.
Er übernahm nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Franz Morgenthaler an Weihnachten 1943 auch noch die Pfarrkanzlei und hielt Lesegottesdienste ab. Daneben war er weiterhin der Jareker Kantor so wie bisher. An den Schulen teilte man die Klassen auf diese beiden verbliebenen  Lehrer auf.


Aber es wurde noch schlimmer. Im April 1944 zog das deutsche Militär in Jarek ein und die “Wild Schule“ wurde zur Kaserne umfunktioniert. Der Unterricht für die oberen Klassen wurde zum Teil “ausgelagert“. Die unteren Klassen unterrichtete Frau Rückert in der “Bloser Schule“.


Mit der Flucht am 7. und 8. Oktober 1944 endete auch das schulische Leben in Jarek. Lehrer Wilhelm Heinz und Lehrer Peter Bloser flüchteten mit ihren Familien nach Deutschland, Lehrer Franz Greuling fiel im Krieg.


In Deutschland machte Lehrer Wilhelm Heinz noch in hohem Alter eine weitere Dienstprüfung, diesmal auf Deutsch und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1953 in Burtenbach in Bayern. Er war wohl der einzige Lehrer, der während seiner Lehrertätigkeit in drei Staatssprachen unterrichten und darin auch Dienstprüfungen ablegen musste.
(In Deutsch, Serbisch, Ungarisch und wieder in Deutsch.)


Dem Wirken der alten Lehrer: Ludwig Heinz, Paul Fabry und Peter Staudt,
hat Dr. Johann Schmidt in seiner Geschichte: “Drei Volksschullehrer“ ein liebevolles Denkmal gesetzt. (Heimatbuch von 1937 Seite 204)


Lehrer Wilhelm Heinz wurde von Michael Schmidt im Buch “Wie die Ähren im Wind“ ausgiebig gewürdigt. Er wird wohl allen Jarekern als "der Jareker Lehrer" in Erinnerung bleiben.



Inge Morgenthaler


Quelle: "Die Schule", von Wilhelm Heinz im Heimatbuch von 1937, Seite 147 - 167)

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