Die Jareker Häuser

Die   Jareker    H ä u s e r

von Inge Morgenthaler geb Schmidt

 

1.  Das Josefinische Kolonistenhaus

Jarek wurde zur Zeit der Josefinischen Ansiedungsperiode im Frühjahr des Jahres 1787 gegründet. Alle Häuser im Dorf wurden nach Plänen von Kammeral-Ingenieur Josef Kiss auf gleich große Grundstücke gebaut. Diese waren 15 Klafter breit und 50 Klafter lang (1 Wiener Klafter ist 1,89. m), also ca. 28 m breit und 95 m lang. Jedes Haus hatte eine Stube, eine Küche und eine Kammer, sowie einen Stall. Die Länge der Häuser einschließlich Stall betrug 11 Klafter und die Breite 3 Klafter, also ca. 21 m lang und 6 m breit.

Mit ca. 60 m2 Wohnfläche waren die Häuser etwa so groß wie eine heutige 2-Zimmer-Wohnung. Sie waren aus Lehm gestampft, den man aus “Grundlöchern“ in Dorfnähe abbaute. Die Giebel standen an den Grundstücks-grenzen zur Straße. Die mit Rohr oder Stroh gedeckten Dächer ragten ein wenig in die Straßen hinein. Ein Fenster der Stube lag auf der Straßenseite, das andere ging zum Hof. Für die Wärme in der Stube sorgte ein Ofen, der von der Küche aus beheizt wurde. Die Haustür führte in diese fensterlose Küche, von der aus man die Stube und die Kammer betrat.

Einen Keller gab es noch nicht, daher kann man annehmen, dass zumindest der größere Teil der 80  geplanten Häuser (“Link“ ---> “Das Dorf Jarek”) bis zum Einbruch des Winters fertig war und bezogen werden konnte.Der Stall lag unter dem gleichen Dach und war an die Kammer angebaut. Aus einem offenen Schuppen gelangte man über eine Stiege auf den Dachboden.

Die Herstellungskosten eines Hauses betrugen ca. 200 Gulden, die sich je zur Hälfte aus Arbeits- und Materialkosten zusammensetzten.

Bild 1 - Plan für ein Josefinisches Kolonistenhaus.

Die äußerst einfachen und bescheidenen Gehöfte boten Menschen und Tieren eine Unterkunft und das war schon viel, wenn man bedenkt, dass die Jareker einen Winter in Ruma überlebt hatten, wo sie in Erdlöchern hausen mussten (“Link“ ---> “Winter in Ruma”).

In Jarek steht heute kein einziges Haus mehr aus dieser Zeit, da das ganze Dorf im Revolutionsjahr 1848 durch einen Brand zerstört wurde (“Link“ ---> “Revolutionsjahr 1848”).

 

2.  Das Langhaus

Wahrscheinlich sind die gestampften Kolonistenhäuser in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts nach und nach durch einfache Langhäuser aus luftgetrockneten Ziegeln (sog. Kot-Ziegeln) ersetzt worden. Spätestens nach dem Brand von 1848 wurden dann alle Häuser auf diese Weise gebaut.

Die Häuser bekamen jetzt alle einen aus Ziegeln vor gemauerten Giebel, der nicht nur über die Breite der Zimmer reichte, sondern auch schon einen Laubengang einschloss. Er war etwas breiter und höher als das Dach, das auf der Hofseite den Laubengang bedeckte. Mit Weinreben bewachsenen Holzsäulen stützten das Dach ab, dahinter entstand so ein schattiger Platz, der besonders in den heißen Sommern der Haus-Gemeinschaft als Aufenthaltsort diente.

Diese Laubengänge sind das Wahrzeichen der Pannonischen Dörfer und man findet sie noch heute auch im Burgenland und in Ungarn. Der Fußboden der Laubengänge war mit Ziegeln oder Steinplatten gepflastert. Das Zimmer zur Straße hatte jetzt 2 Fenster. Dahinter schlossen sich noch ein bis zwei weitere Zimmer, die Küche, eine  Kammer und die Speisekammer an, die alle ihre Fenster und Türen zum Laubengang hin hatten. Man wollte den Nachbarn nicht in den Hof schauen. Das war sicher eine Sache, die auf Gegenseitigkeit beruhte.

Im hinteren Teil dieses Langhauses befand sich der Stall. Die Dächer waren jetzt schon mit Dachziegeln bedeckt. Man hatte aus dem großen Brand gelernt und wollte eine ähnliche Katastrophe wie im Jahr 1848 vermeiden, als das ganze Dorf in einer Nacht in Flammen aufging.

Anfangs zeigten die Giebel eine zart geschwungene, barocke Linienführung, in späteren Jahren wurden sie an der Seite mit Zacken verziert, die in einem runden Element am Giebel endeten. Darunter stand häufig die Jahreszahl der Erbauung. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts  wurden die  Giebel  immer prächtiger gestaltet und man findet häufig schöne Fensterumrahmungen aus Reliefputz und andere dekorative Elemente.

Das Baumaterial dieser Häuser war jetzt nicht mehr der gestampfte Lehm, sondern entweder luftgetrocknete Ziegel oder gebrannte Ziegel. Ab etwa 1860 gab es in Jarek einen Ziegelofen, der an der Katscher Straße auf dem Neusatzer Hotter lag. Von dieser Zeit an kann davon ausgegangen werden, dass zumindest die Leute, die es sich leisten konnten, ihre Häuser mit gebrannten Ziegeln bauen ließen.

Bild 2 - ein altes Langhaus mit Rohrdach.

Diese sehr schöne und gepflegte Langhaus mit Rohrdach steht in Temerin,
der Nachbargemeinde von Jarek. Der vorgemauerte Giebel ist besonders schön,
zeigt er uns doch einen Baustil, der in Jarek heute leider nicht mehr vorhanden ist.

Die folgenden 4 Bilder von Jareker Langhäusern wurden alle noch in den Jahren 2005 und 2006 aufgenommen.

Bild 3 - Langhaus in der Wassergasse
mit sehr einfach gestaltetem Giebel.

Bild 4 - Langhaus in der Wassergasse mit schönem Reliefputz
rund um die Fenster. Am Giebel steht die Jahreszahl 1932.

Bild 5 - Langhaus in der Spitalgasse (Haus Nr. 176).
Die Tür wurde zugemauert und die Stelle am Giebel
mit Halbsäulen und einem Bogen verziert.

Bild 6 - Halbsäulen und Bogen von Haus Nr. 176.

3.  Das Halbquerhaus, Winkelhaus oder “Fünffensterhaus“

Ab etwa 1830 gab es diesen Haustyp in der Batschka. Es lässt sich nicht mehr genau feststellen, ab wann er in Jarek gebaut wurde.^

Das Halbquerhaus steht jetzt mit der Dach-Traufe zur Straße hin. Etwa die Hälfte der Grundstücks-Breite von 15 Klafter (ca. 28 m), also ca. 14 - 15 m wird überbaut. In der Regel gibt es in diesem Teil 3 Zimmer mit 5 Fenstern zur Straße. In einigen Häusern findet man auch 6 Fenster.

Eines der Zimmer ist die Extra- oder Paradestube. Hier stehen zwei Betten an der Wand, die mit Kissen und Federbetten “aufgetürmt“ sind. Gemusterte Samtdecken sind darüber gedeckt, unter denen schön “geschlungene“ Vorschlagleintücher hervor schauen. In der Mitte der Stube stehen ein großer Tisch und Stühle oder eine Bank. Ein großer Schrank in der Ecke enthält die Aussteuer der Bäuerin. In dieser Stube wird an großen Festtagen, z. B. “der  Kerweih“, der auswärtige Besuch der Familie untergebracht. Sonst steht sie meistens leer. Die anderen Zimmer im Vorderhaus sind die Schlafzimmer der Familie.

Im rechten Winkel zum Vorderhaus ist ein weiterer Hausteil angebaut, in dem noch 1 - 2 Zimmer, die Küche, die Speisekammer und eine Kammer liegen. Im vorderen Teil des Hauses ist der Laubengang häufig zugebaut. Die Räume im hinteren Teil des Hauses haben die Fenster und Türen zum Laubengang hin, damit, wie beim Langhaus, die Privatsphäre des Nachbarn gewahrt wird. Am Ende des Laubengangs führen 2 - 3 Treppenstufen zum tiefer liegenden Kuh- und Pferdestall, der an das Hinterhaus angebaut ist.

Im Winkel (in der X) zwischen den beiden Hausteilen liegt der Blumengarten oder auch ein kleiner Gemüsegarten. Durch das große Hoftor neben dem Haus gelangt man in den gepflasterten Vorderhof, der vom Wirtschaftshof durch einen Zaun mit einem weiteren Tor getrennt ist. Der freie Raum auf der anderen Seite des Vorderhofs wird ebenfalls als Garten genützt oder mit einem kleinen Austragshaus überbaut, wo der Altbauer und sein Frau wohnen.

Im Vorderhof gibt es noch die Sommerküche mit angebautem Backofen und oft auch einen Geräteschuppen.

Bild 7 - Sommerküche: Bild von Josef Glanz aus Hodschag.
(Es ist im Besitz von Franz Greiling, Stuttgart.)

Bild 8 - Plan eines Halbquerhauses in der Hauptgasse (Haus Nr. 95).

Im Hinterhof “tummelten“ sich Hühner, Gänse, Enten und Schweine im Schatten von großen Maulbeerbäumen. Die violetten Früchte schmeckten süß und dienten den Tieren als Futter, wenn man sie nicht “retten“ konnte und zu Maulbeerschnaps brannte.

Der Wirtschaftshof endete mit dem Hambar (Maisdarre) und den Schweineställen. Im Anschluss daran türmten sich die “Strohdriesten“ und ganz hinten war noch Platz für einen weiteren Garten mit Obstbäumen.

Die alten Grundstücke waren nicht ganz 100 m lang. Durch ein Türchen oder eine Lücke im Zaun konnte man den Garten des “Gartennachbars“ erreichen und über sein Grundstück in die Parallelstraße gelangen, natürlich nur dann, wenn man eine gute Nachbarschaft pflegt.

Bild 9 - ein “Hambar“ oder “Tschardak” (Maisdarre)
im Hinterhof.

Bild 10 - Blumengarten in der “X“, der Ecke
zwischen dem Vorder- und dem Hinterhaus (2005).

Das Halbquerhaus war in Jarek häufig in den drei ältesten Straßen, der Hauptgasse, der Wassergasse und der Spitalgasse zu finden.

Bild 11 - Halbquerhaus in der Spitalgasse.

An diesem Haus wurde mehr als 60 Jahre nichts renoviert. Die wunderschönen
muschelförmigen Verzierungen über den Fenstern und der schön gestaltete Fries
zeugen von der hohen Qualität und dem Formenreichtum der Stuckverzierungen
aus der Jugendstil-Epoche.

Bild 12 - modern renoviertes Halbquerhaus in der Wassergasse.

Der heutige mehrfarbige Anstrich dieses neu renovierten Hauses entspricht nicht
dem ursprünglichen Aussehen bis 1944. Damals waren die meisten Häuser
rein weiß gestrichen. Jedes Jahr zur „Kerweih“ wurden die Fassaden
von den Frauen mit gebranntem Kalk neu gestrichen (geweißelt).

Bild 13 - An der Ecke Bahngasse/Wassergasse (Haus Nr. 14).

An der Ecke Bahngasse / Wassergasse erinnert dieses prächtige Bauernhaus
wie schön das Dorf einmal war. Es ist zwar auch nicht ganz originalgetreu renoviert,
die zarten cremefarbenen Töne der Halbsäulen und des Frieses unterstreichen
aber die harmonische Gliederung der Fassade.

Bild 14 – Querhaus in der Wassergasse.

Obwohl dieses Haus auch mehr als 60 Jahre keine Farbe gesehen hat,
ist die Bausubstanz noch erhalten. Nach diesem Muster wurden in Jarek
mehrere Häuser erbaut und man erkennt wieder den Phantasiereichtum
der Stuckverzierungen.

Bild 15 – Halbquerhaus in der Spitalgasse.

Dieses Haus mit Reliefputz (Spitalgasse 185) zeigt wie unterschiedlich
die Fassadengestaltung der Häuser war. Vor Jahren wurde hier auch
zweifarbig renoviert, aber die Farbe ist längst abgeblättert.

Bild 16 – verfallendes Haus in der Spitalgasse (im Jahr 2005).

Das Austragshaus daneben (Haus Nr. 186) wird bald einstürzen. Die Ruine
dieses Austragshauses aus dem Jahr 1899 zeigt uns  die typische Bauweise
dieser Häuser. Es besteht aus Stube, Küche und  schmalem Laubengang.
Man erkennt die Tür, die von der Straße  in den Laubengang führt,
die Holzbalken, die die Decke abstützen und auch
den gepflasterten Fußboden im Gang.

4.  Das Querhaus oder die “bäuerliche Villa“

Dieser Haustyp ist die konsequente Fortführung des Halbquerhauses. Es ist ein Mehrgenerationenhaus, bei dem das Austragshaus an das Haupthaus angebaut ist. Die gesamte „Gassenfront“ von 15 Klafter (ca. 28 m) wurde damit überbaut .Auf einer Seite steht das Haupthaus mit 5 - 6 Fenstern, dann folgt das überbaute Hoftor mit einem Durchgang in den Vorderhof. An das Tor schließt sich dann das Austragshaus an. Dieses hat mindestens 2 Fenster, häufig aber 3 oder sogar 4 Fenster. Es gibt heute leider nur noch zwei solcher einst großen und prächtigen “9 Fenster Häuser“ in Jarek.

Bild 17 - ein “9 Fensterhaus“ in der Spitalgasse (Haus Nr. 187).

Bild 18 - Querhaus in der Spitalgasse/Ecke Kreuzgasse
(Haus Nr. 183) mit 8 Fenstern.

Bild 19 - Das Hinterhaus von Haus Nr. 183
von der Kreuzgasse aus gesehen.

Der Stall, der sich nach rechts anschloss, ist abgerissen worden.
Nur ein Zimmer hat ein Fenster zur Straße.
Es ist das im alten Jarek “berühmte” Beobachtungsfenster der ”Eckrosibäsel“.

Diese großen und repräsentativen Bauernhäuser wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1914 sehr häufig gebaut, danach nur noch vereinzelt. Prachtvolle Stuckverzierungen an den Fenstern und über den Toreinfahrten zeugen vom Wohlstand der Besitzer.

Die Zimmer dieser Häuser waren zwischen stolzen 3,50 m bis 4 m hoch und daher sehr schwer zu beheizen. Im Winter hielt man sich daher lieber in den niedrigeren Räumen im Hinterhaus auf.

Die Einteilung der Häuser war ähnlich wie beim Halbquerhaus. Die Schlafzimmer lagen im Vorderhaus, die Küchen, Kammern und der Stall lagen in den Anbauten im Hinterhaus. Sie hatten ebenfalls Laubengänge. Auch die Einteilung in Vorderhof und Wirtschaftshof war gleich.

In der Hauptgasse, der Spitalgasse und der Wassergasse waren ganze Straßenfronten durchgehend überbaut. Ein Querhaus reihte sich an das andere. Häufig waren zwei nebeneinander liegende Häuser baugleich.

Bild 20 - Zwei baugleiche Querhäuser mit je 7 Fenstern
in der Kreuzgasse In Richtung Bahngasse (Haus Nr. 73 und 74).

Bild 21 - Zwei gleiche Häuser in der Hauptgasse
(Haus Nr. 148 und 149).

Bild 22 - Querhaus in der Hauptgasse (Haus Nr. 149)
mit je 4 Fenstern . . .

Bild 23 -  . . . mit Stuckverzierungen über der Toreinfahrt.

Bild 24 - Ein baugleiches Querhaus daneben (Haus Nr. 148) . . .

Bild 25 -  . . . mit identischer Stuckverzierung über der
Toreinfahrt, aber jetzt leider in verfallendem Zustand.

Bild 26 – Ein schönes 9-Fensterhaus in der Hauptgasse
(Haus Nr. 109) im Jahr 2005 . . .

Bild 27 -  . . . und im Jahr 2006 ist aus dem 9-Fensterhaus
durch Abriss ein 5-Fensterhaus geworden (Haus Nr. 109).

Bei allen diesen Querhäusern sind die Fenster und Toreinfahrten mit Stuckornamenten phantasiereich verziert. Über den Toreinfahrten findet man noch vereinzelt das Erbauungsjahr und den Name des Erbauers.

Bild 28 - über der Toreinfahrt am Haus Nr. 211 in der Wassergasse.

Bild 29 - Haus Nr. 183 in der Wassergasse. Die Verzierung
über dem Tor ist gleich wie beim Haus Nr. 211
(schräg gegenüber). Das Baujahr dürfte ebenfalls 1912 sein.

Und hier folgen noch einige Detailaufnahmen von Toreinfahrten und Fenstern:

Bild 30 – Haus Nr. 202 in der Spitalgasse, ein “modern“
renoviertes Haus aus dem Jahr 1923.

Bild 31 - Toreinfahrt in der Hauptgasse.

Bild 32 - Tor von Haus Nr. 187 in der Spitalgasse.

Bild 33 - Tor von Haus Nr. 103 in der Hauptgasse.

Bild 34 - Tor von Haus Nr. 73 in der Kreuzgasse,
Baujahr ca. 1912
.

Bild 35 - baugleiches Tor von Haus Nr. 75 in der Kreuzgasse,
gleiches Baujahr wie Haus Nr. 73
.

Bild 36 - Fresco am Tordurchgang
von Haus Nr. 149 in der Hauptgasse
.

Bild 37 - Fries am Haus Nr. 149 in der Hauptgasse.

Bild 38 - ein schöner Fries über einer Toreinfahrt
in der Spitalgasse
.

Bild 39 - Fensterverzierung am Haus Nr. 149
in der Hauptgasse
.

Bild 40 - Fenster am Haus Nr. 73 in der Kreuzgasse
(ehemalige Wagnerwerkstatt)
.

Bild 41 - Tor und Fenster in Reliefputz Haus Nr. 143
in der Hauptgasse (Baujahr ca. 1923) wurde
als Halbquerhaus auf einem kleinem Grundstück
an das Nachbarhaus (Haus Nr. 144) angebaut.

5.  Zusammenfassung

Von allen drei Jareker Haustypen, dem Langhaus, dem Halbquerhaus und dem Querhaus, stehen leider nur noch wenige Exemplare in Jarek. Die meisten davon sind in einem schlechten bis desolaten Zustand. Einige wenige sind neu renoviert, aber keines von ihnen sieht mehr so aus wie früher.

Über die Baugeschichte dieser prächtigen Häuser ist sehr wenig bekannt. Es gibt keinerlei Unterlagen, keine Pläne oder Abrechnungen der Baukosten. Bekannt ist nur, dass die meisten Häuser um die Jahrhundertwende bis etwa 1918 von Anton Diener und seinem Schwager Adam Niefer erbaut wurden. Adam Niefer wanderte mit seiner Familie im Jahr 1929 nach Kanada aus. Seine Nachkommen leben noch heute dort, aber sie haben keine Kenntnis mehr, welche Häuser von ihrer Familie erbaut worden sind.

Auch die Namen der Stuckateure, die man wohl als Künstler ihres Fachs bezeichnen kann, sind nicht bekannt. Sie kamen wahrscheinlich von auswärts und zogen von Dorf zu Dorf. Durch mündliche Überlieferung weiß man, dass die Kosten für die Fassadengestaltung fast genau so teuer waren, wie die Baukosten der Häuser selbst.

Bemerkenswert ist noch, dass nicht nur so genannte “reiche Bauern“ die stattlichen großen Quer und Halbquerhäuser mit Jugendstil- oder Barock-Fassaden erbauen ließen, sondern auch “mittlere Bauern“. Es war in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg modern, in einem neuen großen Haus zu wohnen, in dem die Zimmer 4 Meter hoch waren. Erst die Häuser aus den 20-iger und 30-iger Jahren wurden wieder niedriger gebaut und auch die Zahl der Fenster zur Straße wurde von fünf oder sechs auf nur noch drei reduziert, die Zahl der Zimmer blieb aber erhalten.

Leider sind viele der Häuser gerade in den letzten Jahren entweder ganz oder teilweise abgerissen und neue Gebäude an ihre Stelle oder daneben gebaut worden. Es ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie teuer die Materialkosten für die Renovierung sind. Alle Dächer müssten erneuert werden, nur ist dazu absolut kein Geld vorhanden. Bei einigen Häusern hat man die Fassaden neu gestrichen, aber die Dächer sind nicht neu gedeckt worden. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Wasser durch die undichten Dächer sickern wird und die Häuser mehr oder weniger zusammen fallen und durch neue ersetzt werden.

Für die Jareker der Erlebnisgeneration ist es sehr traurig, wenn die Häuser, in denen sie geboren wurden, oder als junge Familien gelebt haben nicht mehr stehen. Für die Kinder- und Enkel Generationen bleiben nur die wenigen Bilder aus den Alben und den Heimatbüchern, sowie die Bilder von den Reisen nach Jarek, die die Erinnerung an die alte Heimat der Eltern oder Großeltern wach halten können. Immerhin haben die Donauschwaben über 200 Jahre lang einen großen und wesentlichen Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Vojvodina geleistet, auch wenn sie heute in keinem einzigen Prospekt oder keiner offiziellen Broschüre des Staates Serbien erwähnt werden.


Vielleicht wird dieser Bericht auch von einigen jungen Serben gelesen, und sie erfahren auf diesem Weg etwas über die donauschwäbische Vergangenheit ihres schönen Landes, das den Jarekern 157 Jahre lang Heimat war.

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